Neuntklässlerinnen aus München machen Zwischenstopp in AWO Altenwohnzentrum / „Willkommenskultur" überrascht und begeistert
NORDENHAM. Knapp 650 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Nordenham und München – für vier Neuntklässlerinnen aus der bayrischen privaten Realschule Gut Warnberg aber wahrlich kein Grund, dem hiesigen AWO Altenwohnzentrum nicht mal einen Besuch abzustatten! Zugegeben, das Haus am Carl-Zeiss-Weg war vielleicht nicht erster Haltewunsch der weit radelnden Gruppe – aber dank Kost, Logis und Rundum-Betreuung vermutlich jetzt schon der erinnerungswürdigste ...
11 Tage haben sie Zeit, um mit ihren Fahrrädern wie leichtem Gepäck bis nach Amsterdam zu kommen, und das mit gerade einmal 170 Euro je Person. Schlimmer noch: ganz ohne Handy! In ihrer Heimatschule im südlichsten Münchener Stadtteil Solln nennt sich das „Herausforderung" und gehört zum Pflichtprogramm im Lehrplan. „Unser Wunsch ist, dass die Schülerinnen und Schüler wertschätzen, was sie haben und einen entsprechend sorgsamen Umgang lernen", sagt Sergej Korpiun, Mitglied im Team Herausforderung ebenda. Er selbst ist in München geblieben, was keine Entscheidung gegen die Tour ist, sondern vielmehr für den Austausch der jungen Menschen untereinander. „Die Gruppen, insgesamt sind neun aktuell in Deutschland unterwegs, werden auf ihrer Reise von schulexternen Ehrenamtlichen begleitet und beaufsichtigt, die aber ganz bewusst nicht anleiten – alle Entscheidungen auf diesem Weg sollen mit ihnen in der Gruppe getroffen werden", so Korpiun, „und davor habe ich allergrößten Respekt".
Was wird gegessen, wo wird übernachtet, welche Wege sollen befahren werden – und wann kommt die Bahn zum Zuge? Letztere wurde zum Start genutzt, um überhaupt schon mal in die Nähe des späteren Zielortes zu gelangen, sprich: Bis Bremerhaven ging's noch auf Schienen, seitdem auf Fahrradwegen und Straßen. Am Ende, wenn sie die rund 400 Kilometer bis Amsterdam geschafft haben, sollte dann auch noch Geld für die Bahn-Rückreise bis München vorhanden sein.
Einen wertvollen Beitrag hat da bereits das AWO Altenwohnzentrum in Nordenham geleistet – nachdem sich das „Team Herausforderung Amsterdam" in der Wesermarsch bereits mehrere Absagen eingehandelt hatte, versuchte man es bei der bunten Einrichtung im Ort und stieß auf die offenen Ohren von Leiter Stefan Seidl: „Ich habe daran gedacht, dass es meine Tochter wäre, die akut Hilfe benötigt. Da fiel die Entscheidung schnell."
Kurzerhand wurde also im an diesem Tag freien Clubhaus etwas Platz geschaffen, die mitgebrachten Isomatten ausgerollt, dazu Getränke und Pizza für die hungrigen Reisenden aufgetischt. Duschen der Einrichtung und auch das Frühstück am nächsten Morgen wurden ebenso bereitgestellt. Kosten, die sich die jungen Frauen nun für die kommenden Tage und Herausforderungen einsparen konnten.
Auch das sei eine wichtige Erfahrung, wie Sergej Korpiun bestätigt: „Natürlich ist das alles ein großes Erlebnis für die Kinder, die zumeist erstmals so lange ohne ihren Eltern unterwegs sind. Die meisten sind überrascht, wie enorm die Willkommenskultur und wie gastfreundlich viele Menschen in Deutschland sind. Zur Not haben die Schülerinnen und Schüler ihre Zelte dabei – die dann zum Einsatz kommen, wenn sich keine Bleibe findet."
Seit acht Jahren schon gibt es diese Challenge für alle 8. und 9. Klassen der Realschule mit den selbst erwählten Schwerpunkten „Förderung von lebenspraktischen Kompetenzen, das Erleben in der Natur und der Blick über den Tellerrand". Die Vorbereitungen für eine solche gemeinsame Tour beginnen in der Schule alljährlich schon im Februar. Für die dann im Spätsommer besuchten Zwischenstationen ist's hingegen alles spontan und wohl nicht minder eine echte Herausforderung, wenn plötzlich wildfremde Menschen vor der Tür stehen und in aller Not um Unterstützung bitten.
Für die fünfköpfige Reisegruppe aus München ist es noch ein weiter Weg bis zur Zieldestination in der niederländischen Hauptstadt, für Bewohner*innen des AWO Altenwohnzentrums war's hingegen eine spannende Abwechslung mit kleinen Reisegeschichten und nettem Austausch. Das gilt nicht minder für Rabea Hussein, seit August die neue Koordinatorin des Sozialen Dienstes in der Einrichtung. Sie kümmert sich hier vor Ort um die Betreuungsangebote für doch grundsätzlich eher ältere Semester, auch um Netzwerkarbeit und Ehrenamt. Dass sie so plötzlich nicht nur Über-70-Jährige, sondern auch ganz spontan Unter-15-Jährige im Fokus hat, hätte sie bis vor wenigen Tagen wohl selbst kaum erwartet. Als studierte Sonderpädagogin und Quereinsteigerin war das aber offenkundig kein Problem – sehr zur Freude von Stefan Seidl: „Mit diesem Team vor Ort ist einfach alles möglich".
Selbst die jüngste Herausforderung mit „Team Herausforderung" ...
WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA
Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen über 4000 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Alle Infos: https://www.awo-ol.de/
Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.