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Neue Heimat auf altem Grund


24. Mai 2024

Spatenstich am Schölerberg zur Wohnanlage 2.0 / Umzug aus Interims-Standort Georgsmarienhütte für Sommer 2026 geplant

OSNABRÜCK. Zuweilen ist die Fortsetzung einer guten Geschichte noch besser – und genau das erwartet sich die AWO Weser-Ems auch vom und am Schölerberg: Rund dreieinhalb Jahre nach dem Auszug der Klient*innen aus der alten Wohnanlage sollen sie im Sommer 2026 am gleichen und nach Gebäude-Abriss hergerichteten Standort neu aufleben können. Am Freitag, 24. Mai, erfolgte hier der Spatenstich zum „Haus am Schölerberg 2.0" im Beisein von u.a. Bürgermeister Uwe Görtemöller.

Das Wörtchen „abgängig" löst in Fachleuten verschiedenster Gewerke recht schnell ein ganz unangenehmes Gefühl aus. Das betrifft jedoch nicht nur Bau und Handwerk, sondern auch Pflege und Betreuung. Wenn Menschen mit Ängsten oder Sorgen sich in ihrem Zuhause nicht wohl oder sicher fühlen, drängt es sie hinaus. Wie wichtig da also ein heimeliges Umfeld ist, wie bedeutend ein intaktes Heim, wissen alle Beteiligten. Also hatte die AWO Weser-Ems Anfang der 2020er einen Neubau der abgängigen Wohnanlage am Schölerberg in Auftrag gegeben. Damit aber nicht genug: Auch eine Interimsheimat musste für den Übergang geschaffen werden; diese wurde in Georgsmarienhütte gefunden – eine frühere Klinik, die für die Bedarfe der AWO Klient*innen entsprechend umgebaut und schließlich bezogen wurde.

Bestmögliche Bedingungen schaffen

„Unser Übergangs-Quartier liegt zwar direkt an einem öffentlichen Park mit See, die Nachbarschaft ist dazu ruhig und malerisch", so Christoph Fehringer (Kaufmännischer Vorstand der AWO Weser-Ems und Geschäftsführer der Betreibergesellschaft), „aber dennoch wollen wir zurück zum Schölerberg – daher schaffen wir dort nun nach umfangreicher Vorplanung die bestmöglichen Bedingungen für die Bedarfe unserer Klientinnen und Klienten, aber eben auch unserer Mitarbeitenden."

Bedeutet konkret: Bis zum Sommer 2026, so Stand der Dinge, sollen zwei moderne Bauten auf dem Grundstück an der Iburger Straße entstehen. Das eine als Wohngebäude mit 99 mindestens barrierearmen Einzelappartements und großen Gemeinschaftsräumen, das andere als Kompetenzzentrum mit zahlreichen Optionen für tages- und lebensstrukturierende Maßnahmen, hier beispielsweise eine Lehrkochküche oder auch Ton- und Holzwerkstatt. Die mehrgeschossigen (2/4) Gebäude selbst werden nahezu in Passivhausstandard (KfW 40 NH) gebaut, auf eine fossile Energieversorgung wird verzichtet. Clou des neuen Gebäudes wird ein mit 15 Metern Durchmesser und vier Metern Tiefe riesiger Eisspeicher im Erdreich sein, der in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen und Luft-/Solarkollektoren den Kälte-Wärme-Haushalt regulieren soll.

Für Klient*innen und Fachkräfte

„Wir haben die sehr engen Vorgaben des Bundesteilhabegesetzes weithin umgesezt", sagte die Präsidiumsvorsitzende Ulla Groskurt (selbst im Kreisverband für die Region Osnabrück tätig) während des Spatenstichs am Freitagmittag, „Was sich nicht aus den Baukosten von rund 18 Millionen Euro lesen lässt, für uns aber von ebenso großer Bedeutung ist, sind die Mitarbeiterräumlichkeiten. Diese sind modern, hell und freundlich – und mit großer Sorgfalt geplant und dann auch ausgestattet. Fachkräfte schauen heute mehr als früher auf das Arbeitsumfeld, und angesichts des massiven Fachkräftemangels im Pflege- und Betreuungssektor kann dies vielleicht mittel- bis langfristig ein gewichtiger Punkt für uns sein."

Über 50 Mitarbeitende um das Leitungs-Tandem Grit Meier und Michelle Möhle sollen hier dann in gut zwei Jahren für Menschen mit seelischen Erkrankungen zugleich wertvoller Halt, Begleitung und Leitplanken sein. Das Quartier wird seinen Namen übrigens behalten – auch als Neubau bleibt es das „AWO Haus am Schölerberg".

Bis es soweit ist und die neue alte Heimat bezogen werden kann, verbleibt die Einrichtung der AWO Trialog Weser-Ems GmbH im früheren Krankenhaus am Kasinopark in Georgsmarienhütte. Prokuristin Janne Koch freut sich ob des reibungslosen bisherigen Verlaufs: „Dass wir nach unserem Umzug so offen von der Nachbarschaft empfangen und akzeptiert wurden, bis heute ein gutes Miteinander vor Ort besteht, ist nicht selbstverständlich. Mein Dank gilt hier aber auch insbesondere unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort, die die Übergangszeit so wunderbar ausgestalten – ich bin zuversichtlich, dass sie auch das neue Umfeld mögen werden."

Zum Hintergrund

  • Die Wohnanlage am Schölerberg ist eine sozialpsychiatrische Einrichtung für Menschen mit einer wesentlichen und nachgewiesenen seelischen Behinderung. Unsere Klient*innen leben mit den Folgen einer psychischen Erkrankung, die bereits länger als sechs Monate anhält. Dazu gehören etwa Schizophrenie und wahnhafte Störungen (Psychosen), Affektiven Störungen (Depressionen und Manie) sowie Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (u.a. Ängste und Zwänge).
  • Bei uns haben Klienten*innen die Möglichkeit, in einer offenen Umgebung zu leben und erhalten personenzentrierte Assistenzleistungen, um ihre individuellen Ziele zu verfolgen. Diese Ziele wurden mit dem Träger der Eingliederungshilfe im Teilhabe- bzw. Gesamtplanverfahren vereinbart.
  • Voraussetzung zur Aufnahme sind unter anderem Volljährigkeit, eine Sicherstellung der Kostendeckung, die Bereitschaft zur Teilnahme und aktiven Mitwirkung an den tagesstrukturierenden Maßnahmen, aber auch die Beteiligung an gemeinschaftlichen Aufgaben, insbesondere aber die Akzeptanz der Regeln der Wohnanlage.

Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen weit über 4100 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in über 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein.

Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.

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