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Jährlicher Tag gegen Armut


17. Oktober 2020

Zum jährlichen Tag gegen Armut am 17. Oktober macht die AWO Weser-Ems auf das wachsende Armutsrisiko in Niedersachsen aufmerksam

Die Corona-Pandemie hat den Blick auf drängende soziale Fragen und deren dringliche Lösung geschärft: Beschäftigung, soziale Absicherung oder gleiche Bildungschancen sind zentrale Themen auf der politischen Agenda.

„Corona wirkt hier wie ein Brennglas“, so Thore Wintermann, Verbandsgeschäftsführer der AWO Weser Ems, „Das Risiko in Niedersachsen arm zu sein, stieg 2019 bereits merklich an. Durch Corona erwarten wir hier eine Verstärkung dieses negativen Trends.“ Insbesondere Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende und Ältere seien von diesem Trend erfasst, so Wintermann weiter: „Gesicherte Arbeitsplätze, faire Entlohnung und eine stabile Sozial- und Bildungsinfrastruktur schützen vor Armut und deren vielfältigen Folgen. Corona testet die Grundfesten unserer Gesellschaft. Gerade jetzt müssen wir die Schwächeren stützen und verhindern, dass Armut sich weiter ausbreitet.“

Die AWO Weser-Ems setzt sich mit konkreten Projekten für die Bekämpfung von Armut und Armutsrisiken ein, wie kürzlich beim Projekt „Guter Schulstart“. Dabei wurden in Kooperation mit der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) 13 ersten Klassen Lernmaterialien bereitgestellt, um gleiche Ausgangsbedingungen für alle ABC-Schütz*innen herzustellen. Weitere Informationen zum Projekt in Delmenhorst finden Sie hier und zum Projekt in Oldenburg finden Sie hier.

Neben der Mitgliedschaft bei der Landesarmutskonferenz, zahlreichen Projekten der Gemeinwesen- und Sozialarbeit und dem Voranbringen eines bundesweiten Tarifvertrages „Soziales“ unterstützt die AWO Weser-Ems auch die Erklärung „Gemeinsam für ein Europa ohne Armut“. Hierin werden neun Maßnahmen formuliert, um die soziale Dimension Europas nach vorne zu rücken. Weitere Informationen zur Erklärung sind hier.

Hintergrund

Die Armutsgefährdungsquote lag im Jahr 2019 in Niedersachsen bei 16,0 Prozent und damit 1,0 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres. Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilte, waren damit circa 1,26 Millionen Menschen von relativer Einkommensarmut betroffen. Im Bundesdurchschnitt betrug die Quote 15,9 Prozent (+0,4 Prozentpunkte).

Als armutsgefährdet gelten alle Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des regionalen Durchschnitts, gemessen am Median. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2019 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 1.049 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.203 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1.364 Euro.

Zwar stieg bei fast allen Altersgruppen und Haushaltstypen die Armutsgefährdung an. Besonders deutlich zeigte sich der Anstieg jedoch bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Mit 21,7 Prozent waren anteilig so viele Minderjährige wie noch nie seit Berechnung der Zahlen ab 2005 von Armut bedroht. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Quote um 2,4 Prozentpunkte. Die Armutsgefährdung im Alter nahm ebenfalls überdurchschnittlich zu (+1,2 Prozentpunkte). Unter den Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr waren 2019 nunmehr 15,4 Prozent armutsgefährdet.

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