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Internationaler Tag der Muttersprache: Wenn die Worte fehlen


18. Februar 2021

AWO Weser Ems macht auf Sprachentwicklungsstörungen aufmerksam

Wie verständigen wir uns eigentlich, wenn uns die Worte fehlen? Jeder kennt diesen Moment: Im Auslandsurlaub wollen wir uns ein erfrischendes Getränk bestellen, können diesen Wunsch aber nicht in der Landessprache in Worte fassen. Dann gestikulieren wir wie wild mit unseren Händen oder zeigen auf ein vorsorglich angeschafftes Bilderwörterbuch. Oder wir möchten in einem Vorstellungsgespräch unser Fachwissen präsentieren und auf einmal fallen uns die entscheidenden Begriffe nicht mehr ein – aus unserem Mund kommt nur ein verlegenes Stammeln. So ähnlich erleben es Kinder und Jugendliche mit einer Sprachentwicklungsstörung häufig im Alltag, da ihr Wortschatz beispielsweise eingeschränkt ist oder sie die Worte nicht klar und deutlich aussprechen können. Oder sie kommen beim Satzbau immer wieder durcheinander. Anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache an diesem Sonntag macht die AWO Weser-Ems auf Störungen bei der Sprachentwicklung aufmerksam, die mit guter Diagnosearbeit und abgestimmten Therapien merklich verbessert werden können. Die drei AWO Sprachheilzentren in Bad Salzdetfurth bei Hildesheim, in Bissendorf bei Osnabrück und in Wilhelmshaven bieten hierfür vielfältige und umfassende Therapiemöglichkeiten.

„Alle haben uns gesagt: Der Junge ist ein Spätzünder - das gibt sich schon mit der Zeit. Als Finn* dann aber fünf Jahre alt war und immer noch nicht richtig sprechen konnte, haben wir uns nicht mehr damit abgefunden", berichtet die Mutter des mittlerweile elfjährigen Finn. „Er hatte sozusagen seine ganz eigene Sprache, mit der er sich in der Familie, aber auch mit seinen engsten Freunden verständigen konnte. Wenn er ‚Löwe' meinte, hat er zum Beispiel ‚Öe' gesagt. Keiner konnte beurteilen, ob er überhaupt jemals richtig sprechen kann." Gemeinsam mit Finn hätten sie alle möglichen Untersuchungen mitgemacht. So habe es häufig viel Überzeugungsarbeit und einiger Tricks bedurft, den Jungen zum langen Stillsitzen zu überreden. Schließlich habe eine Untersuchung gezeigt, dass Finn einzigartig in seiner genetischen Struktur sei. Ob diese spezielle Genetik als Ursache für die Sprachentwicklungsstörung angesehen werden kann, konnte nicht abschließend geklärt werden. Heute kann Finn bereits viel deutlicher sprechen, zwar nicht ohne Fehler im Satzbau. „Aber damals hat sich niemand vorstellen können, dass Finn sogar einmal richtig lesen kann", freut sich seine Mutter.

Geholfen hat Finn der, auf seine Bedürfnisse individuell abgestimmte Therapieplan und die vielseitige und umfassende Betreuung im Sprachheilzentrum Bad Salzdetfurth. Zwar sei Finn auch schon vor seiner Aufnahme im Sprachheilzentrum logopädisch begleitet worden u.a. in einem Sprachheilkindergarten. Jedoch habe erst die intensive Therapie vor Ort deutliche Fortschritte gebracht. In allen drei Sprachheilzentren der AWO Weser-Ems arbeiten Logopäd*innen, Psycholog*innen, Ergotherapeut*innen, Bewegungstherapeut*innen, Heilpädagog*innen und Lehrer*innen intensiv mit Vorschulkinder, schulpflichtige Kindern und Jugendlichen zusammen, um das gemeinsame Ziel der Verbesserung der Muttersprache zu erreichen. Die Kosten für den Sprachheilkindergarten bzw. das Sprachheilzentrum werden vom Träger der Eingliederungshilfe und der Krankenkasse übernommen.

„Klar war es nicht einfach, unser Kind jede Woche in die stationäre Einrichtung fahren zu sehen. Aber die Kinder lernen dort immens und wachsen richtig über sich hinaus", erklären Finns Eltern und ergänzen: „Die Betreuer und Fachkräfte im Sprachheilzentrum haben sich immer sehr gut um unseren Sohn gekümmert, wofür wir Ihnen heute noch unendlich dankbar sind. Wir konnten regelmäßig mit ihm telefonieren. Jedes Wochenende war Finn zuhause und hat uns mit immer mehr neu gelernten Worten selbst von seinen Erlebnissen, Höhen und manchmal auch Tiefen berichtet. Wir bereuen es nicht, diesen Schritt gegangen zu sein und unserem Sohn damit diese enorme Entwicklung und weitere Chancen auf Bildung ermöglicht zu haben", bekräftigt auch Finns Vater: „Wir würden uns immer wieder für eine umfassende, stationäre Therapie im Sprachheilzentrum entscheiden!"

*Der Name wurde aus Datenschutzgründen geändert.

Weitere Informationen zu den Themen Sprache, Hören, Förderung & Therapie finden Sie hier.

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