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Freiwilligendienste: Gut orientiert ist voll gewonnen


18. Juni 2025

AWO Weser-Ems: Mittel gegen den Fachkräftemangel im sozialen Sektor

NIEDERSACHSEN. Workshops, Diskussionen, Gedankenexperimente: In der Meppener Jugendherberge findet in dieser Woche das Abschlussseminar für rund 100 junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr statt.

Augenscheinlich beeindruckt von der jüngsten Generation FSJ'ler*innen und voller Fragen zum Ist und Soll dieses beruflichen Zwischensteps war Michael Groß. Dass der Präsident der Bundes-AWO den rund 100 jungen Menschen in der Meppener Jugendherberge nun einen Besuch abstattete, ist nicht selbstverständlich. „Jugendliche bestimmen die Zukunft unserer Gesellschaft – sie sind aktiv, engagiert, meinungsstark und geben Impulse für ein solidarisches Miteinander. Nach den vergangenen krisenbehafteten Jahren und in immer noch unsicheren Zeiten ist es wichtiger denn je, sie zu stärken und ihre Sorgen und Bedürfnisse ernst zu nehmen", so Groß.

Er hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder mit deutlichen Worten an die Politik gewandt, um die so dringend benötigten Fördertöpfe für FSJ und BFD mindestens zu wahren. Denn ohne diese finanzielle Ausstattung der Freiwilligendienste sähe es nicht nur düster für das Soziale als Ganzes, sondern auch für zahllose Zukunftsperspektiven junger Menschen im Speziellen aus. Das weiß Anne Brandt aus allererster Hand. Sie leitet die AWO Beratungsstelle Freiwilligendienste und begleitet darin seit 20 Jahren mit ihrem Team jährlich rund 500 junge Menschen in den niedersächsischen Freiwilligendiensten. „Viele Freiwillige berichten, dass sie durch ihren Einsatz erstmals eine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft entwickeln können und hier die Vielfalt von sozialen Berufen kennenlernen", sagt Brandt.

Dass dazu – wie in diesem mehrtägigen Abschlussseminar – neben aller Theorie auch etwas Praxis gehört, steht außer Frage. Hier gibt's musikalische Anteile, dort Einblicke in sozialpsychiatrische Handlungsweisen, an anderer Stelle wiederum Gedankenexperimente zu Demokratie und Politik. Dazwischen bleibt Raum für Interaktion, für Kommunikation und sicherlich auch die ein oder andere Zukunftsplanung. Viele junge Menschen haben vor dem FSJ noch keine konkrete Berufsidee – die meisten wissen nach diesem Jahr aber mindestens, ob sie den hier eingeschlagenen Weg im Sozialbereich fortsetzen oder doch eher eine weitere Abzweigung beschreiten wollen. Das Rüstzeug haben sie dafür nun allemal. „Viele Arbeitgeber schätzen das Engagement, die soziale Kompetenz und die Eigeninitiative, die ein Freiwilligendienst belegt. Zudem fallen die Berufserfahrungen bei Bewerbungen positiv ins Gewicht. Ein FSJ ist damit quasi ein Türöffner für berufliches Fortkommen und eine bewusste Lebensentscheidung mit nachhaltiger Wirkung", so Anne Brandt.

So positiv das alles klingen mag, so schwierig sind zuweilen doch die Rahmenbedingungen. Denn von einem FSJ-Taschengeld allein lässt sich ohne das passende unterstützende Umfeld oft nicht leben. „Daher streiten wir als AWO für eine verbesserte finanzielle Ausstattung des FSJ, die nicht nur die dringend erforderliche Verstetigung und Anpassung der bisher wechselhaften Förderungspraxis meint, sondern auch eine deutliche Anhebung bis auf die Höhe des BAföG-Satzes beinhaltet", sagt Brandt.

In vielen Regionen Niedersachsens gibt es für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder auch den Bundesfreiwilligendienst (BFD) noch freie Plätze für Kurzentschlossene. Ob für die Schulbegleitung, in der Kita, im Wohnheim oder anderen spannenden Aufgabenbereichen – eine Bewerbung lohnt sich in jedem Fall. Mehr Infos zu den Themen FSJ und BFD unter https://www.freiwilligendienste-awo.de/ 

WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ...
... oder ein anderer Freiwilligendienst bietet jungen Menschen die einmalige Chance, sich zu orientieren, soziale Kompetenzen zu stärken und berufliche Perspektiven auszuloten. Gerade nach dem Schulabschluss stellt sich vielen die Frage: „Was passt zu mir?" In einer Zeit, in der die Vielzahl an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten oft überfordert, ermöglicht ein Freiwilligendienst praktische Einblicke in verschiedene Berufsfelder im sozialen, pädagogischen oder pflegerischen Bereich – Erfahrungen, die im Schulalltag oft zu kurz kommen. Freiwilligendienste sind nicht nur individuell wertvoll – sie sind auch gesellschaftlich hochrelevant. Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels leisten die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zur Entlastung von Fach- und Hilfskräften in den Einrichtungen.

Während des Freiwilligendienstes ...
... gibt es neben der praktischen Tätigkeit an der jeweilig ausgesuchten Einsatzstelle auch 25 Seminartage, die unter anderem den Erfahrungsaustausch mit anderen Freiwilligen, aber auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen oder rechtlichen Problemstellungen ermöglichen sollen. Der Freiwilligendienst beginnt in der Regel im August/September eines Jahres. Die Bewerbung ist das ganze Jahr möglich und angesichts stets beliebter Einsatzstellen vorteilhaft.

450 ganz unterschiedliche Einsatzstellen ...
... stehen niedersachsenweit über die AWO Weser-Ems zur Verfügung. Je nach Interesse und Fähigkeiten kann der passende Platz ausgesucht werden – ob in der Kinderbetreuung, der Behindertenhilfe, bei der Interkulturellen Arbeit, in Nachbarschaftsangeboten, der Jugendhilfe, im Krankenhaus, der Rehaklinik oder auch der Pflege. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Ein FSJ kann im Alter von 16 bis 26 Jahren absolviert werden. Ein BFD ab 16 Jahren ohne weitere Altersbegrenzung. Ab einem Alter von 27 Jahren kann ein BFD auch in Teilzeit (mind. 20,1 Std.) geleistet werden. Die Einsatzbereiche der beiden Dienste unterscheiden sich nur darin, dass im BFD neben den pflegerischen, hauswirtschaftlichen und pädagogischen Tätigkeiten auch Fahrdienste und Hausmeistertätigkeiten möglich sind.

Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen über 4000 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein. Beteiligungs- & Spendenmöglichkeit: https://www.awo-ol.de/Aktuelles-Presse/Spenden/ 

Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen. Mehr zu Jobs und Menschen: https://www.awo-ol.de/Aktuelles-Presse/Multimedia/ 

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