Kooperation zwischen AWO Altenwohnzentrum Nordenham und Malteser Hilfsdienst Wesermarsch / Positive Eindrücke dank Hilde und Yarka
NORDENHAM. Der Schritt vom eigenen Zuhause in eine neue Umgebung ohne die bewährten Rituale und bekannten Nachbarschaften ist oftmals ein schwieriger. Dass es auch anders geht, erleben zurzeit Hilde und Yarka im Altenwohnzentrum Nordenham. Dort, wo viele deutlich ältere Menschen bereits eine neue Heimat gefunden haben, sind nun auch die beiden „Neuen" wunderbar aufgenommen worden. Als Teilzeit-Bewohnerinnen benötigen die Begleithunde dennoch ein kleines bisschen Zeit zur weiteren Akklimatisierung ...
„Ich bin durchweg begeistert, was unser Team beständig für die Bewohnerinnen und Bewohner leistet", sagt Einrichtungsleiter Stefan Seidl – und meint damit ganz aktuell die nun dingfest gemachte Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst Wesermarsch. Diese garantiert den am Carl-Zeiss-Weg lebenden Menschen schließlich ganz besondere Glücksmomente fernab des Alltags – sofern sie denn hundeaffin sind und regelmäßige Begegnungen mit Hilde und Yarka wünschen.
Schon vor der Corona-Pandemie gab es vor Ort erste Kontakte zwischen Maltesern und AWO, die schwierige gesamtgesellschaftliche Phase hatte die Zusammenarbeit dann jedoch ein wenig einschlafen lassen. Maren Borchardt, Koordinatorin der sozialen Betreuung im Haus, und Frauke Neels – ehrenamtlich für die Malteser im Dienst – wollten dies damit aber nicht auf sich beruhen lassen und belebten diese ungewöhnliche Kooperation neu. Testweise wurden in der Folge einige eben dafür ausgebildete Therapiehunde in die Einrichtung „eingeschleust", die Resonanz auf beiden Seiten getestet und schließlich auch für gut, gar wertvoll befunden. „Bewohnerinnen und Bewohner mit einer dementiellen Veränderung haben sehr positiv auf die Hunde reagiert", so Seidl – „das hat uns bestärkt, hier fortzusetzen".
Und dies nicht nur im lockeren Einvernehmen, sondern gleich mit Sabine Zinn (Kreisbeauftragte des Malteser Hilfsdienstes Wesermarsch) vertraglich besiegelt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Einrichtung nun zum dauerhaften Hundespielplatz wird. Auch wenn sich alle Beteiligten riesig auf die Vierbeiner freuen, gibt es natürlich gewisse Auflagen wie nachweisliche Impfungen oder eine gute Führbarkeit. Überdies ist vorsorglich ein zweiwöchiger Rhythmus vereinbart worden. „Hier spielt die Gewöhnung eine große Rolle – Hund und Mensch müssen sich erst einmal gegenseitig kennenlernen", sagt er. Das gilt insbesondere nun für Yarka von Hanne Fischer-Voigt und Hilde von Frauke Neels.
Ein „Gruppenkuscheln" ist hier gar nicht gewünscht, sondern oft genug Einzelbetreuung erforderlich. Um schneller und zielgerichtet eine Verknüpfung an frühere emotionale Erfahrungswerte herzustellen, werden Brücken gebaut: zwischen dem Hier und Jetzt und dem Zeitpunkt, wo sich die Bewohner*innen mit dementiellen Veränderungen gedanklich und gefühlt befinden. „Dieses ist der Kern einer biografischen Verknüpfung, die wir nutzen, um die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner noch weiter zu intensivieren." Das Angebot ist kostenfrei und Teil der Betreuungsleistungen im Haus.
Drei Fragen an Stefan Seidl, Einrichtungsleiter Altenwohnzentrum Nordenham:
Sie dulden nicht nur Hunde im Haus, sondern holen sie jetzt sogar ganz bewusst hinein. Haben Sie keine Sorge, dass es ausufert?
Seidl: Nein, ganz bestimmt nicht. Ich sehe vielmehr den positiven Aspekt dahinter. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben im wahrsten Sinne in unserer Einrichtung und sollen sich in ihrem Alltag so frei wie möglich fühlen. Viele von ihnen haben Bilder mit Hunden an der Wand und erzählen emotionale Geschichten, die sie gemeinsam mit einem damaligen Familienmitglied erlebt haben. So sehen wir die Hunde auch in unserem Bereich – wie Familienmitglieder.
Diese Kooperation geht insbesondere auf das Wirken Ihrer Mitarbeitenden zurück – durchaus ungewöhnlich.
Seidl: Ja, ich bin durchweg begeistert! Denn ihnen geht es nicht nur um die temporäre Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern um die Teilhabe im Leben einer Gemeinschaft. Die Mitarbeitenden nutzen ihre eigenen Netzwerke, um Brücken zu unserer Einrichtung zu schaffen – und dieses Engagement verdient hohe Anerkennung. Es zeigt, dass dieser Beruf vielmehr als nur ein Job ist, eben als echte Berufung verstanden wird. Ich bin stolz, ein solches Team hier in meiner Heimatstadt leiten zu dürfen!
Die Besuche und Begleitung durch Therapiehunde ist das eine – wie sieht es mit Ehrenamtlichen für weitere Bereiche aus?
Seidl: Wir freuen uns immer über Menschen, die ehrenamtlich aktiv sein und unseren Bewohnerinnen und Bewohnern etwas mehr Gemeinschaft und Teilhabe bieten möchten. Hier gibt's zahlreiche Möglichkeiten – Vorlesen aus Zeitungen und Büchern, einfache Schulungen auf dem Smartphone und Tablet, aber auch gemeinsame Spaziergänge, Spiele und Unterhaltungen bei Kaffee und Tee sorgen vielleicht auf beiden Seiten für großes Glück ohne allzu großen Aufwand. Der zeitliche Umfang kann von den Ehrenamtlichen selbst bestimmt werden – ob einmalig oder mehrmals im Monat ist dabei nebensächlich. Wir alle freuen uns sehr über weitere Unterstützung!
WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA
Der Besuchs- und Begleitdienst ...
... ist ein besonderes Angebot der Malteser in der Wesermarsch. Regelmäßig gibt es Schulungen für interessierte Ehrenamtliche, die mit ihren Hunden das Portfolio erweitern wollen. Wer hier unterstützen und sich informieren mag, sollte sich bei den Maltesern in Nordenham unter Tel. (04731) 363 320 oder malteser.wesermarsch@malteser.org melden.
Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen weit über 4100 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein.
Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.