Suche

Besuch im „Leuchtturm“: Minister Philippi auf Sommerreise


03. August 2023

Erst auf der Rikscha, jetzt bei der Drob: Der niedersächsische Sozialminister Dr. Andreas Philippi hat auf seiner Sommerreise durchs Land am Donnerstag auch an der Anonymen Drogenberatungsstelle der AWO Weser-Ems in Delmenhorst Halt gemacht. Weitere Finanzierungszusagen gab es vor Ort zwar keine – dafür aber viele lobende Worte und den Hinweis, dass man die hiesig vorbildliche Arbeit im Ministerium durchaus verfolge.

„Wir würden bei der Finanzierung von Projekten gerne sehr viel mehr machen – müssen aber aufgrund der Haushaltslage immer auch genau priorisieren", sagte Philippi. Rund eineinhalb Stunden Zeit nahm sich der 58-Jährige, um sich über Nachfrage, vor allem aber über Angebote der Drob zu informieren. „Sie leisten hier Besonderes", so Philippi, „und die umfangreichen Studien wie auch Ihre Erfolgsquoten belegen dies."
Dass eine hohe Erfolgsquote gleichermaßen auch einen hohen Bedarf voraussetzt, verschwieg Cornelia Horn, stellvertretende Einrichtungsleitung, nicht. Allein im Jahr 2022 fanden im Rahmen der offenen Onlineberatungsplattformen 180 Kontakte statt – das klingt zunächst recht überschaubar, ist jedoch eine mehr als Verdreifachung des Vorjahreswertes. Und diese immer häufiger angefragten Portale sind auch nur ein kleiner Teil des gesamten Portfolios an Kontaktmöglichkeiten zur Drob. Insgesamt ist mit knapp 7.400 Beratungs- und 19.200 Informationskontakten die Gesamtzahl deutlich angestiegen. Die Kontaktaufnahme ist bewusst niedrigschwellig angelegt, um Betroffenen wie Zugehörigen bei diesem nach wie vor hochsensiblen Thema den Zugang zu erleichtern und drängende Probleme im geschützten Rahmen und innerhalb der individuellen Leitplanken ansprechen zu können. Ganz persönlich oder eben völlig anonym.

Ausgezeichnetes Netzwerk

Mitnichten geht es dabei allein um die klassischen Abhängigkeiten und Suchtfaktoren wie Rauschgift, Alkohol oder Medikamente. „Wir stellen eine zunehmende Problematik beim Glücksspiel und der Mediennutzung fest", erläuterte Horn, „insbesondere Angehörige wenden sich an uns und hoffen auf Beratung und Unterstützung".
Dass die Drob nicht einfach ein Angebot von vielen ist, stellte vor Ort auch die Delmenhorster Oberbürgermeisterin Petra Gerlach heraus. Sie verwies auf das umfangreiche und ausgezeichnete Netzwerk des lokalen Hilfe-Angebots im Allgemeinen wie auch der Drob im Speziellen. „Alle Kinder in Delmenhorst sollen während der Schulzeit einmal durch unsere Beratung gegangen und über früher oder später drohende Suchtgefahren informiert sein, das ist unser Anspruch", so Cornelia Horn. Das zugehörige Suchtpräventionsprojekt „drop + hop", das vom Lions Club Delmenhorst-Burggraf gefördert wird, läuft bereits seit über 25 Jahren in den sechsten Klassen hiesiger Schulen – und das überaus erfolgreich. Aktionstage wie „Durchblick" und „KlarSicht+" verstetigen die Aufmerk- und Achtsamkeit fürs Thema.
Gleiches wird in der überregional geachteten und regelmäßig durchgeführten Delmenhorster Schülerstudie belegt. Ein Punkt, den der Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung als herausragend erachtete. Er wünschte weitere Informationen zum Konsumverhalten von Schülerschaften, aber auch zur Evaluation von Bedarfen und Erfolgen der Suchtprävention in eben diesem jungen Segment.

„Erfolg für die ganze Gesellschaft"

MdL Deniz Kurku (SPD), selbst Delmenhorster und damit bestens im Thema, nutzte den Moment und erinnerte an die „Strahlkraft" der Drob „weit über Delmenhorst hinaus" – nicht zuletzt, um damit angesichts der Nach-Corona-Zeit und vieler weiterer herausfordernder Aufgaben auch entsprechende Bedarfe für die Fortsetzung der so wichtigen Arbeit anzumelden: „Hier wird Arbeit für die gesamte Stadt geleistet, die Erfolge der Drob helfen der ganzen Gesellschaft."
Volle Unterstützung kommt hier von Thore Wintermann, Vorstand Verband und Politik der AWO Weser-Ems: „Dass es angesichts der Multikrisensituation – Personalmangel, Krankenstände, Finanzen – gerade jetzt angezeigt ist, die Sozialinfrastruktur abzusichern und zu stabilisieren, steht außer Frage. Dies schließt die Förderung der Freien Wohlfahrtspflege in besonderem Sinne ein."
Philippi hörte zu, fragte nach und nahm mit – ganz so, wie er es dem Rundgang durch den niedersächsischen „Leuchtturm" vorausgeschickt hatte. „Politik findet nicht in der Glaskugel statt, ich will raus zu den Menschen und wissen, wo es brennt", sagte der Minister eingangs. Eine Löschdecke hatte er hier zwar nicht dabei, den Test-Ton des Rauchmelders aber schon mal deutlich vernehmen können.

powered by webEdition CMS