AWO Weser-Ems: Zahl der Armutsrentner wird drastisch steigen

23.10.2014
Oldenburg. „Letztendlich sind die Ergebnisse des jüngsten Vermögensbarometers des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dass insbesondere Geringverdiener keine Kapazitäten zum Sparen haben, nicht überraschend. Gleichwohl aber müssten sie die Verantwortlichen aufrütteln. Rentenpolitik beginnt am Arbeitsmarkt: Es gibt zu viele schlechtbezahlte Arbeitsverhältnisse. Die in den letzten Jahren stattgefundene Verlagerung der Altersversorgung in den individuellen privaten Bereich ist vor allem für Menschen mit wenig Einkommen der vollkommen falsche Weg, weil er in der Folge Altersarmut hervorruft. Eine private Rentenvorsorge ist nicht möglich beziehungsweise kann nicht durchgehalten werden, weil das Einkommen oft nicht zum Leben reicht und aufgestockt werden muss“, kommentiert AWO Bezirksvorsitzender Dr. Harald Groth das Vermögensbarometer 2014.

Geringverdiener erhalten in Deutschland besonders niedrige Renten

Schon 2007 kritisierte die OECD in einer Studie, dass Geringverdiener in Deutschland besonders niedrige Renten erhalten, weniger als ein Viertel des Durchschnittsverdienstes. Die unterste Einkommensschicht ist seit dem Jahr 2000 um knapp 7 Prozent gewachsen und umfasste schon 2006 über ein Viertel der deutschen Bevölkerung. „Jeder kann sich bei diesen Fakten ausrechnen, dass in den nächsten Jahrzehnten eine riesige Welle von Armutsrentnern auf Deutschland zurollt“, so Dr. Harald Groth.

AWO fordert Lebensstandard sichernde gesetzliche Altersvorsorge

Die AWO Weser-Ems fordert die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker auf, die gesetzliche Rente wieder zur den Lebensstandard sichernden Altersversorgung zu entwickeln. Für Menschen mit geringen Einkünften muss insbesondere eine Korrektur in der Rentendämpfung vorgenommen werden. "In Deutschland sind die Umverteilungssysteme für Geringverdiener Anfang der 1990er Jahre abgeschafft worden. Andere Staaten haben hingegen bei der Alterssicherung Umverteilungssysteme zugunsten von Geringverdienern eingeführt“, betont der AWO Bezirksvorsitzende. Wer nur die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens verdiene, wird in Deutschland im Alter netto nur weniger als 50 Prozent seiner heute schon geringen Einkünfte als Rente erhalten, mit abnehmender Tendenz. Das sei weniger als in allen anderen Industrienationen, so der Rentenbericht der OECD aus dem vergangenen Jahr.

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